Mit unserer neuen Serie VSE meets ART treffen wir Künstler, deren Arbeiten sich direkt oder indirekt mit unseren Baustoffen befassen.
Beginnen möchten wir mit einem Interview des Düsseldorfer Industrie- und Landschaftsfotografen Herbert Böttcher, das Philipp Rosenberg im Sommer 2020 mit ihm führte. Entstanden ist ein lebendiges Gespräch über Böttchers Bildreihe „Sand- und Kieswelten“, seine fotografische Arbeitsweise und den Auftraggeber, die Minthe Firmengruppe.
Philipp Rosenberg, VSE: Herr Böttcher, Sie sind ein preisgekrönter Fotograf, haben z.B. mehrfach den international begehrten Gregor Award gewonnen, der gerne auch als „Kalender-Oscar“ bezeichnet wird. Ihre Bilder zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass die Motive eine künstlerische Haltung zur Umwelt ausdrücken. Aus Ihrer Fotoserie „Sand- und Kieswelten“ haben wir zwei Motive auf unserer Internetseite abgebildet. Vielleicht können Sie uns etwas zur Entstehungsgeschichte der Bilder sagen.
Herbert Böttcher: Die Serie, welche als Auftragsarbeit für die Minthe Firmengruppe entstand, ist der Initiative des geschäftsführenden Gesellschafters Jan Minthe zu verdanken. Er wurde durch eine Kalenderpublikation auf der Frankfurter Buchmesse auf meine fotografische Bildsprache aufmerksam und nahm Kontakt zu mir auf – dabei wurde schnell deutlich, dass wir in unseren jeweiligen Berufsfeldern mit „Leib und Seele“ arbeiten. In der sich anschließenden Kommunikation reifte die Idee, fotografische Motive zu erarbeiten, mit denen die Harmonie zwischen industrieller Rohstoffgewinnung, Natur und Freizeitnutzung zum Ausdruck kommt.
Philipp Rosenberg, VSE: Das ist Ihnen gelungen. Jetzt ist ein Kieswerk ja kein Fotostudio. Was waren die Herausforderungen für Ihre Arbeit auf den Industriearealen, und wie haben Sie die unterschiedlichen Themen in Einklang gebracht?
Herbert Böttcher: Um die äußeren Einflüsse in den Fotografien später so darzustellen, dass deren Bildinhalte bestmöglich zur Geltung kommen, bedarf es einer konzentrierten und gut organisierten Annäherung an die Gegebenheiten vor Ort. Dabei erkunde ich bei Tag und Nacht die möglichen Objekte und beobachte bei unterschiedlichen Wetter- und Lichtsituationen, dass mit ihnen verbundene Zusammenspiel von Licht und Schatten. Während dieser ersten Arbeitsphase, in der ich auch schon skizzenhaft fotografiere, entstehen die „finalen Bilder“ in meinem Kopf. Um anschließend meine Bildideen rund um die Uhr innerhalb der meist sehr kurzen Licht-Zeit-Fenster zu realisieren, lebte ich für jeweils zwei Wochen in einem Wohnmobil auf den Betriebsgeländen. Bei dieser für mich spezifischen Vorgehensweise entsteht meine Bildsprache und führt zu den sichtbaren Ergebnissen. Der Schlüssel zu meinen Bildern liegt somit in meiner persönlichen Disposition – kombiniert mit einem durchdachten Konzept, viel Freude bei der Arbeit und dem Gespür für die Komponenten Zeit und Licht.
Philipp Rosenberg, VSE: Dazu benötigt man nicht nur fachliches Können, sondern auch die passenden fotografischen Werkzeuge und Arbeitsabläufe. Erzählen Sie etwas darüber:
Herbert Böttcher: Da die fotografischen Ideen bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen realisiert werden, bedarf es einer „technischen Zutatenliste“, die möglichst kompromisslos dem jeweiligen gestalterischen Ziel dient. So verwende ich für höchste Präzision und Farbtreue digitale Mittelformatsysteme und für Aufnahmen, welche unter agilerem Kameraeinsatz zustande kommen, ein digitales Vollformatsystem. Lieblingsgeräte oder technische Vorlieben habe ich nicht – sondern ein Bedürfnis nach „dem ruhigen und konzentrierten Blick“ bei spezifischen Lichtsituationen. In der letzten Etappe der „gestalterischen Reise“, durch die digitale Bildgestaltung in meinem Atelier, bringe ich schließlich meine inneren Bilder mit den Sichtbaren zur Deckung.
Philipp Rosenberg, VSE: Im Vordergrund stehen für Sie und Ihre ProjektpartnerInnen meist Publikationen. Stellen Sie Ihre Bilder auch aus und finden wir diese auch im Web?
Herbert Böttcher: Ich arbeite mit der Kölner in focus Galerie zusammen und realisiere zudem Ausstellungen mit meinen KooperationspartnerInnen. So wird aktuell im Verlagsgebäude der Edition Panorama in Mannheim die Ausstellung „Seamotion | La Mer“ gezeigt. Dabei handelt es sich um jeweils großformatige Fotografien meines Langzeitprojektes auf Handelsschiffen und um Aufnahmen der bretonischen Küste. Weitere Werke der Reihe „Seamotion“ wurden z.B. im vergangenen Herbst in China, während des internationalen Industrie Fotografie Festivals in Beizhen (Liaoning), ausgestellt. Im Web finden Sie meine Internetseiten unter www.HerbertBoettcher.de
Philipp Rosenberg, VSE: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Interview genommen und uns einen kleinen Einblick in Ihre fotografische Arbeitsweise gegeben haben.
Herbert Böttcher: Ich bedanke mich für Ihr Interesse an meinen Fotografien und wünsche Ihnen und den BesucherInnen Ihrer Internetseiten viel Freude beim Betrachten der Bilder.